Neben der im Vorkapitel erwähnten "offenen Gesellschaft" und der säkularen Giordano Bruno Stiftung sind hier noch die Friedens- und Konfliktforschung sowie die Weiterentwicklung des internationalen Völkerrechts auf Basis der Menschenrechte und der UNO-Institutionen zu erwähnen. .
Es ist eine Binsenweisheit, dass in der Geschichte und bis zum heutigen Tage der gesellschaftliche Fortschritt mit dem technischen Fortschritt in keiner Weise Schritt gehalten hat. Was nützen noch so viele naturwissenschaftlich-technische Erfindungen, wenn die Menschheit ihre Konflikte wie in den prähistorischen Stammesgesellschaften löst - nämlich mit Gewalt. Deshalb ist es ein sehr vernünftiges - und dringendes - Ziel der internationalen Friedens- und Konfliktforschung, diesen Zustand eines Tages zu überwinden. Teilziele könnten sein: Beschreibung von Eskalationsstufen von Konflikten mit der Entwicklung von Vermeidungs- und Eingreifstrategien. Die Forschung dazu wird interdisziplinär betrieben, u.a. von Politologen, Historikern, Soziologen, Betriebs- und Volkswirten, Juristen, Psychologen und Theologen. In Deutschland gibt es eine "Arbeitsgemeinschaft für Friedens- und Konfliktforschung" an der Universität Augsburg, die sich in mehreren Arbeitskreisen dieses wichtigen Themas annimmt:
http://www.afk-web.de/afk-home/aktivitaeten/afk-kolloquien.html#header
Das Völkerrecht wird bei Konfliktstrategien nur dann eine größere Rolle spielen, wenn seine Akzeptanzbasis verbreitert wird. Denn nur dann könnte im Rahmen der UNO die Voraussetzung für seine Durchsetzung - im Falle von schweren Menschen- und Völkerrechtsverletzungen wie z. B. bei organisiertem Völkermord wenn nötig mit "Polizeigewalt" - geschaffen werden. Dies würde die Schaffung einer starken UNO-Eingreiftruppe und eine Reform des Sicherheitsrates als höchstes Gremium für einen Eingreifbeschluss umfassen. Bisher haben die Vetomächte (die vier Siegermächte des zweiten Weltkrieges und China) die Möglichkeit ihnen unangenehme Beschlüsse zu blockieren.
Eine UNO-Eingreiftruppe könnte auch bei eklatanten Menschenrechtsverletzungen, wie sie z.B. in den letzten Jahren in Ruanda, in der Republik Kongo, in Nigeria, im Südsudan und in Syrien stattgefunden haben, zum Einsatz kommen. Am 14.06.2014 hat sich der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck in einem Interview zum Einsatz von Gewalt als "letztem Mittel" zur Verhinderung von Menschenrechtsverletzungen geäußert. Dies nicht im Alleingang sondern im internationalen Konsens:
Bereits im ausgehenden römischen Reich postulierte der katholische Kirchenlehrer Augustinus 420 einen "gerechten Krieg" unter bestimmten Bedingungen. Allerdings wurde dieses Konzept von den Christen auch wiederholt zur Führung von "Glaubenskriegen" missbraucht:
Beispiele für Missbrauch
- Gerechter Krieg
Zum Thema Krieg und Frieden gibt es auch eine Schrift des Philosophen Immanuel Kant aus dem Jahre 1795 "Zum ewigen Frieden". Diesen sieht Kant als Endziel von Politik und Geschichte an. Auch "kriegerische Rückfälle" sollten so geführt werden, dass danach ein Friedensschluss möglich ist. Siehe auch: http://de.wikipedia.org/wiki/Zum_ewigen_Frieden
Weiters sollte auch die Basis für den internationalen Strafgerichtshof in Den Haag verbreitert werden - die USA, Russland, die Volksrepublik China und viele andere haben sein Statut nicht ratifiziert. So lange sich die entscheidenden Großmächte einer juristischen Aufarbeitung von Völkerrechts- und Menschenrechtsverletzungen entziehen sind dessen Normen ein stumpfes Schwert.